Wappen von M�hlbach am Glan
Panoramaaufnahme von M�hlbach am Glan
Damals

Ebenso aufschlussreich ist das vom 6.2.1934 datierte Gesuch von Pfarrer Warth, der als Seelsorger die Kirchengemeinde Theisbergstegen zu jener Zeit betreute. In seinem an die Regierung in Speyer gerichteten Schreiben heißt es wortwörtlich:

"Die wirtschaftliche Lage der Glaubensgenossen in Mühlbach ist sehr schlecht. Es ist eine fast reine evangelische Gemeinde von ca. 1000 Seelen. Sie besteht in der Hauptsache aus Steinarbeitern, die in den Hartsteinbrüchen ihr Brot zu verdienen suchen. Früher mag es einmal Jahre gegeben haben, in denen es den Leuten besser ging. Das zeigen die vielen Arbeiterhäuschen, aus denen Mühlbach zum größten Teil besteht. Einige Arbeiter haben eine Kuh oder Ziege im Stall, die meisten aber wohnen in Mietwohnungen und besitzen nichts. In den letzten drei Jahren war die Arbeitslosenzahl katastrophal und die Not sehr groß. Man braucht nur den Ernährungszustand der Kinder zu betrachten, dann weiß man genug. Kein Wunder, dass noch vor Jahresfrist der Kommunismus die absolute Mehrheit hatte. Gegenwärtig wird eifrig Aufbauarbeit getrieben. Viele Arbeiter haben wieder Brot bekommen. Wenn sie auch wenig verdienen, so haben sie doch ihren Lebensunterhalt. Gerade die Zeit des Kommunismus haben den Mangel eines Gotteshauses besonders stark fühlbar gemacht. Die Mutterkirche in Theisbergstegen liegt fast eine Stunde entfernt. Mährend in den anderen Gemeinden der Pfarrei gesundes kirchliches Leben pulsiert, haben nur wenige Mühlbacher daran teilgenommen. Die wenigen Getreuen haben die religiöse und sittliche Not ihres Dorfes besonders stark empfunden und eifrig die Ziele des schon früher gegründeten Kirchenbauvereins verfolgt. Durch Jahre hindurch hatten sie ca. 5000 Reichsmark unter sich gesammelt. Eine vom Landeskirchenrat gewährte Kollekte erbrachte 8.020 RM. Gegenwärtig führt nun die Gemeinde den Bau einer evangelischen Kirche mit 300 Sitzplätzen durch. Der Rohbau ist fast fertig und kann mit den vorhandenen Mitteln durchgeführt werden. Man muss sich schon wundern, dass das Kirchlein bisher mit so wenig Mitteln gebaut werden konnte. Da die Mühlbacher arme Leute sind, stellten sie wenigstens ihre Arbeitskraft zur Verfügung. Alle Steine zum Bau haben sie selbst gebrochen, alle Erdarbeiten verrichtet, Hand und Spanndienste geleistet, Sand geliefert, kurz, alle Arbeiten , die sie selbst verrichten konnten, unentgeltlich und freiwillig geleistet. Auch zu finanziellen Opfern ist die Gemeinde weiter bereit. Jeden Monat sammelt der Kirchenbauverein von seinen Mitgliedern 50 Pfennige. Auch der Hinaufsetzung der Ortskirchenumlagen von 7% auf 8% fürs neue Rechnungsjahr wurde zugestimmt. Die Muttergemeinde Theisbergstegen hat schon öfters Kirchenkollekten für Mühlbach abgehalten. Ihre Mittel reichen aber gerade zur Aufrechterhaltung ihres Haushaltes aus. Die Kirchengemeinderechnung 1932/33 schließt ab mit 1.726,50 Mark Einnahmen und 1.724,70 Mark Ausgaben. Der Voranschlag 1933/34 ist nach den Grundsätzen äußerster Sparsamkeit angelegt und zeigt Einnahmen von 910 Mark und Ausgaben von 894,71 Mark. Eine Abschrift des Voranschlages der Ausbaukosten des Innern, die von unserem Architekten gefertigt ist, liegt bei. Ein Nachweis über die Finanzierung der Inneneinrichtung kann nicht erbracht werden."

Das Bittgesuch von Pfarrer Warth untermauerte die Steuergemeinde Einnehmerei Altenglan mit folgenden Worten: "Die Gemeinde Mühlbach ist eine der bezirksärmsten Gemeinden. Die Verhältnisse in finanzieller Hinsicht müssen als arm bezeichnet werden. Ohne starke Hilfe wäre es unmöglich gewesen, den Haushalt alljährlich auszugleichen. Die Steuerkraft der Einwohner ist gleich Null. Die wirtschaftliche Not, aufgetreten durch jahrelange Arbeitslosigkeit, ist sehr groß. Der Gemeinde Mühlbach tut eine Kirche äußerst Not und nirgendwo wäre eine finanzielle Unterstützung und tätige Hilfe mehr von Segen begleitet als hier".

Nach den weiteren Erläuterungen der Einnehmerei stieg der 1931 mit 3,600 RM bezifferte Schuldenstand der Gemeinde Mühlbach 1932 auf 12,421 RM und ging 1933 auf 11.130 RM zurück. Diesen Verbindlichkeiten stand ein Gemeindevermögen von 180.000 RM (fast ausschließlich Wald) gegenüber. Auch die Schülerzahlen in dem damals sehr kinderreichen Mühlbach hält die Übersicht fest. Danach wurden um nur ein Jahr zu erwähnen 1933 bei 946 Einwohners 151 schulpflichtige Kinder unterrichtet.

In Anbetracht der von Pfarrer Warth und der Einnehmerei Altenglan dargelegten Fakten sowie in Würdigung jener Männer, für deren unentgeltlichen Fleiß rund 10.000 RM beim Bau der Kirche eingespart werden konnten, gewährte die Regierung der Pfalz mit ihrem Entscheid vom 3.3.1934 aus Mitteln des Kultusaufbaufonds und Pfalzhilfezinsen einen Zuschuss von 5.000 RM. Damit fand der noch nicht fertiggestellte Innenausbau der Kirche seine finanzielle Absicherung. Schließlich bedeutete die Anschaffung der Glocken eine Ehrensache für die Mühlbacher Bürger. Trotz großer Armut erbrachte die von Haus zu Haus erfolgte Sammlung den für die damalige Zeit recht respektablen Betrag von 1.300 RM.

Das von dem Maurermeister Rudolf Herrmann aus Welchweiler erbaute Gotteshaus wurde nach den Plänen des Architekten und Regierungsbaumeisters Stahl (Landau) erstellt. Über die Gestaltung und Eigenart dieser Kirche soll noch einmal die damalige "NSZ Rheinfront" helfen. Es heißt dort: "Mit diesem Kirchlein wurde versucht, die Eigenart der Bevölkerung und der Landschaft zu erfassen, zu klären und sprechen zu lassen. Dort, wo der Potzberg über vorgelagerte Hügel ins Glantal hinuntersteigt, steht es auf steiniger Anhöhe. Es schaut hinaus auf die Felder und Wiesen des Glantals, wo der westpfälzische Bauer in harter Arbeit dem Boden sein Brot abringt, blickt hinüber zu den Schutthalden und Felsgraten der Steinbrüche, welche für die Einwohner des Dorfes tägliches Brot bedeuten und grüßt freundlich ins Dorf, wo ein hartes Geschlecht von Steinbrucharbeitern wohnt. Herr Regierungsbaumeister Stahl verstand es ausgezeichnet, Baumaterial, Landschaft und Eigenart der Bevölkerung in Bauart und Form zusammenklingen zu lassen. Der Bau weiß nichts von sentimentaler Weichlichkeit. Rauh, etwas eigensinnig und trotzig, aber rein und ehrlich in Kunstform und Material ist er das Spiegelbild von Land und Leuten. Mancher Besucher mochte vielleicht im Innern mehr Glanz sehen. Er wurde absichtlich vermieden und gerade deshalb wirkt der gottesdienstliche Raum schlicht, schön und weihevoll. Eine echte Dorfkirche. Der ungeheuren Leistung der Gemeinde ist es zu danken, dass die Kirche, wie sie heute dasteht, nicht mehr als 23.000 RM gekostet hat, obwohl sie 300 bequeme Sitzputze enthalt. Damit hat Mühlbach etwas geleistet, was einzig in seiner Art dasteht und Anerkennung verdient."

Nach den weiteren Gedankengängen des damals recht aktiven und ehrgeizigen Kirchenbauvereins sollte mit einem Wandgemälde das Innere des Gotteshauses eine Bereicherung erfahren. Außerdem plante die Baumaßnahme eine Orgel ein. Ferner dachte man an die Anschaffung einer Kirchturmuhr. Doch finanzielle Engpässe und nicht zuletzt die politischen Entwicklungen der folgenden Jahren verhinderten dies. Aber auch nach den rund fünf Jahrzehnten sind die Ideen und Vorstellungen jener Männer, denen wir heute die Mühlbacher Kirche verdanken, unverwirklicht geblieben. Ob daher das eine oder andere Vorhaben in der heute gewiss nicht schlechten Zeit zu realisieren wäre? Zweifelsohne würde man in dem seit eh und je stets opferbereiten Mühlbach auf ein derartiges Projekt recht positiv reagieren.

Quellen: NSZ Rheinfront, Ausgabe Kaiserslautern Nr. 233 vom 6.10.1934
Landratsamt Kusel, Akt. Nr. 370 02: Protestantische Kirche in Mühlbach

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